Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Am Gedenkstein zu den Häftlingsmärschen an der Grünecker Straße befindet sich eine Informationstafel als Teil des Geschichtsweg „Spuren unserer Vergangenheit“.

Am 8. Mai 2015 jährt sich zum 70. Mal die Kapitulation des Deutschen Reichs gegenüber den Alliierten. Hallbergmoos und Goldach waren bereits am 30. April 1945 von den Amerikanern befreit worden.

Am 8. Mai 1945 um 5 Uhr morgens verstarb der KZ-Häftling und ehemalige Bürgermeister von Longwy - Bürgermeister vom 1. September 1940 bis 11. Juli 1943 - im Hausnummer 75, Hallbergmoos. Der Sterbebucheintrag in der Gemeinde wurde von einem Here Triffaux veranlasst. Nach dem Matrikelbucheintrag von Pfarrer Morath wurde Albert Labro am Sonntag 13. Mai 1945 unter reger Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Im November 1946 wurde er exhumiert und nach Frankreich überführt. Das nachfolgende Gedenkblatt stammt aus seiner Heimatstadt Longwy.

 

Wie dem nachfolgenden Sterbebucheintrag von Longwy entnommen werden kann, ist sein Tod mit 8. Mai 1945 in Hallbergmoos vermerkt, ebenso die Exhumierung und Überführung nach Frankreich am 26. November 1946. Der Zusatz „Mort pour la France“ wurde mit Dekret vom 16. Mai 1956 beschlossen. Zu sehen sind auch die Eintragungen seiner Ehefrau und seines Kindes.

Wie kam es zur Verhaftung von Albert Labro?

Die nachfolgenden Hinweise dazu sind einer dreiseitigen Vorlage der Stadt Longwy entnommen. Albert Labro wurde am 29. Juli 1943 um 6 Uhr morgens verhaftet und ins Gefängnis Briey gebracht und verhört. Ursache war eine anscheinend gescheiterte Flucht eines Engländers über Belgien. Labro hatte dazu den Fluchthelfer Bath eingeschaltet. Die Ehefrau von Labro, die sich im Urlaub in den Vogesen befand und sofort zurückkehrte, wurde ebenfalls verhaftet und ins selbe Gefängnis verbracht. Anschließend wurde das Ehepaar Labro zusammen mit anderen Verhafteten dieser Fluchthilfe ins Gefängnis Charles III Nancy verlegt. Von dort kam Frau Labro zusammen mit anderen Ende November frei. Ihr Mann wurde nach Saint Gilles bei Brüssel verlegt, wo er zur Deportation nach Deutschland verurteilt wurde. Zunächst ins KZ Buchenwald und dann ins Zuchthaus Straubing, wohin ihm seine Frau alle paar Wochen ein Paket schicken durfte. Vom Zuchthaus Straubing aus ging es vermutlich mit dem Marsch vom 25. bis 29. April 1945
Richtung KZ Dachau, denn im Matrikelbuch unserer Pfarrei ist vermerkt, dass ihm zusammen mit einem Künstler namens Here Triffaux aus Lüttich die Flucht gelang. Besagter Triffaux hat auch im Sterbebuch der Gemeinde Hallbergmoos als Anzeigender für den Tod von Albert Labro unterschrieben. Im Archiv der JVA Straubing fanden sich keine Hinweis auf Labro, was aber an den Wirren des Kriegsendes gelegen haben mag.

Danksagung

An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich bei der Stadt Longwy, die mir auf meine Bitte hin Unterlagen zur Verfügung gestellt hat. Ebenso danke ich Ralf Stock und seiner Tochter, die mir die von der Stadt Longwy in französischer Sprache zur Verfügung gestellten Unterlagen übersetzt haben.

Anmerkungen

Derzeit laufen noch Recherchen zum Aufenthalt von Albert Labro im KZ Buchenwald sowie zu seiner Flucht vom Marsch vom Zuchthaus Straubing Richtung KZ Dachau.

An den Tod eines Franzosen zum Kriegsende im Anwesen Loibl erinnert sich Erwin Gebhard, der damals als Junge gegenüber wohnte.
Herr Loibl erinnert sich, das Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre der damalige Bürgermeister Gruber zusammen mit einem Franzosen kam, der den Stall sehen wollte, wo Albert Labro verstorben war.

Im Heft des KSV Hallbergmoos zum 90-jährigen Gründungsjubiläum vom Juli 1965 ist auf Seite 7 vermerkt, dass Labro am 8. Mai verstorben ist und seiner ebenso gedacht wird, wie des bei einem Betriebsunfall am Juni 1943 in Erching tödlich verunglückten französischen Kriegsgefangenen.


Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos im April 2015 zum 70-jährigen Todestag von Albert Labro in Hallbergmoos

 

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