Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

In  den  Chroniken  zur  100-, 150- und 175-Jahrfeier  finden  sich  einige  Aussagen  zu  den  Anfängen  von Goldach. Exemplarisch stelle ich die Textpassage aus der  175-  Jahrchronik  auf Seite 114 zu  den Anfängen von Goldach an den Anfang dieses Sammelblatts, „Der Kalkofen, der an der Stelle des jetzigen Rottmeieranwesens zu finden war, bildete den Grundstein für diese Ansiedlung. Hier wurde aus den Kalksteinen der Isar Kalkmörtel gebrannt und das Anwesen befand sich direkt an der „Districtstraße“ zwischen Erding und Neufahrn und wurde seinerzeit als „Haus No. 55“ der Ortschaft Notzinger Moos zugerechnet. Bereits 1851 wurde es von Ulrich Grabmüller aus Hallbergmoos erbaut, allerdings kam der Kalkofen erst im Jahr 1859 als
Anbau an einen bestehenden Stadel hinzu. Alois Söllner und seine Ehefrau Johanna, geborene Grabmüller, kauften 1860 den gesamten Hof von deren Eltern Ulrich und Johanna Grabmüller für den Betrag von 8.000 Gulden.“  Mit  diesem  Sammelblatt  wird  an  Hand  von  Archivmaterial  belegt,  dass  der  Kalkofen  bereits früher existierte. Dazu kommen Erinnerungen der Großmutter von Rudi Rottmeier, die er mir freundlicherweise weitergegeben hat.

Die ersten Gebäude standen auf der Flurnummer 2020 an der Districtstraße nach Erding, wie dem Plan gemäß Anlage 1 zu entnehmen ist. Ein Bauplan für die Flurnummer 2020 fand sich laut Auskunft des Staatsarchivs vom 4. Juni 1993 trotz intensiver Nachforschung nicht. Auch bei meinen Recherchen im Staatsarchiv fand sich im Bauplanverzeichnis des Landkreises Erding dazu kein Bauplan. Im Grundsteuer=Kataster der Steuergemeinde Notzing findet sich auf Seite 367 unter Hausnummer 55 gemäß

Anlage 2 folgende Eintragungen in Spalte 2: Das Kalkbrenneranwesen, Wohnhaus mit Stall, Stadel und Kalkofen im Jahre 1851 neu erbaut – Hofraum. In Spalte 5 ist vermerkt, dass am 28. Juli 1860 Alois und Johanna Söllner, geborene Grabmüller das Kalkbrenneranwesen für 8.000 Gulden von Ulrich und Johanna Grabmüller gekauft haben. Durch diesen Eintrag ist festgestellt, dass der Kalkofen bereits 1851 erbaut wurde und nicht, wie bisher in den meisten Quellen angegeben, erst 1859. Diese Tatsache findet sich auch indirekt in der abgebildeten Anzeige im Erdinger Wochenblatt vom August 1852, wo Kalk, die Multe zu 9 Gulden in dem neuerbauten Kalkofen an der „Bezirksstrasse von Nozing nach Erching“ angeboten wird.

Auch die Entfernung mit 5/4 Stunden nach Nozing entspricht der Lage des heutigen Rottmeieranwesens. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Kalkofen bereits 1851 entstanden ist, findet sich in dem Bauplan vom Mai 1857 mit der Nummer 1857/57 gemäß Anlage 3, womit an das bestehende Wohnhaus mit Kalkofen eine Torfremise angebaut werden soll. Bei dem kleinen Lageplan im linken oberen Eck ist der Anbau mit „a“ angegeben und hinter „b“ steht Wohnhaus und Kalkofen. Im selben Bauplanakt des Staatsarchivs findet sich der Bauplan für einen neuen Kalkofen gemäß Anlage 4. Dabei ist der steht der Kalkofen allein und
direkt an der Goldach.

In einem weiteren Bauplanakt mit der Nummer 1859/60 findet sich unter dem Datum 15. Februar  1859 ein Bauplan für einen Kalkofen gemäß Anlage  5.  Dabei ist der Neubau „a“ direkt an den Stadel „b“ gezeichnet und  deutlich  weiter  entfernt  von  der  Goldach  als  im  Bauplan  vom  14.  May  1857.  Auf  diesen  Kalkofen nehmen wohl die älteren Chroniken Bezug.

Ein  weiteres  Indiz,  dass  der  Kalkofen  schon  1851  entstanden  ist,  findet  sich  in  den  gleichlautenden Ausschreibungen des königlichen Rentamtes Freysing unter dem Datum 17. September 1853  im  Freisinger und Erdinger Wochenblatt, wie dem nachstehenden Foto zu entnehmen ist.

Da mit dieser Bekanntmachung das Kalksteinsammeln in der Isar für zehn Jahre versteigert worden ist, muss der damalige Besitzer des Kalkofens diese Rechte ersteigert haben, denn anders wäre es ihm nicht möglich gewesen, sein Rohmaterial für das Kalkbrennen zu erhalten. Unterlagen des Rentamtes Freysing dazu sind im Staatsarchiv nicht vorhanden.

Nach  den  Erinnerungen von  Rudi  Rottmeiers  Großmutter  diente  das  Anwesen an  der  Districtstraße  nach Erding  Fuhrwerken  auf  dem  Weg  von  Mintraching  über  die  damalige  dort  befindliche  Isarbrücke  als Einkehrstation  mit  Unterstellen  der  Pferde  sowie  Raststätte  mit  Verpflegung  im  Anwesen.  Vermutlich waren  darunter  auch  Abholer  des  gebrannten  Kalks,  wie  der  Anzeige  vom  August  1852  im  Erdinger Wochenblatt  zu  entnehmen  ist.  Überreste  des  Kalkofens  fanden  sich  beim  Bau  der  Scheune  nach  dem Bauplan vom Oktober 1908.  Auch beim Ausbau des Wohnzimmers des Wohnhauses fanden sich im Boden Schotterreste.

Anmerkungen:

Das Kalkbrennen entlang der Isar war zu dieser Zeit weit verbreitet. Umfangreiche Informationen zum Kalkbrennen finden sich unter www.arbeitskreis-historisches-geretsried.de unter der Rubrik historische Forschungsergebnisse. Darunter befinden sich auch Abbildungen von verschiedenen Kalköfen. In Lenggries kann von April bis Oktober von 9 bis 17 Uhr ein Kalkofen besichtigt werden.

Die  Abbildungen  stammen  aus  dem  Staatsarchiv  München  und  wurden  für  die Veröffentlichung in diesem Sammelblatt frei gegeben.

Karl-Heinz Zenker
Im April 2016

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