Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Eine Zeitzeugin erinnert sich: Ernestine Sumpser.

Das Foto zeigt das Deuteranwesen, das Elternhaus der Zeitzeugin. Im Vordergrund sind die Großeltern von Ernestina (Rufname: Erna) Sumpser, geborene Deuter, (vierte und siebte Person von rechts) zu erkennen, ganz links ihren Vater, geboren 1886. Daneben stehen seine drei Brüder und Schwestern. Wer die beiden Kleinkinder sind, ist nicht mehr feststellbar.

Großvater Deuter kam aus der Holledau und erwarb den Hof um das Jahr 1889 mit 50 Tagwerk Grund. Das Wohnhaus zeigt die damals typisch gedrungene Form mit steilem Satteldach. Interessant ist, dass die vordere Dachrinne deutlich über den Giebel hinaus ragt. Das Regenwasser sollte vom Haus entfernt abgeleitet werden.  Auf der rechten Seite sieht man einen Teil des Backhauses.

 

Das obere Foto zeigt die Familie anlässlich der Kommunion des ältesten Bruders von Ernestina, die zu dem Zeitpunkt noch nicht geboren war. Von links nach rechts sind zu sehen, Magdalena, Mutter Theresia, Apollonia, Martin jun., Therese, Johann sowie Vater Martin.

Auf dem nächsten Foto ist erstmals auch Ernestina (2. Mädchen von links) zu sehen. Es zeigt die Familie während eines Frontbesuchs ihres ältesten Bruders (siehe Uniform).

Ein tragischer Schicksalsschlag sollte diese Familienidylle kurz danach zerstören. Der 19.Juli 1944 war ein sehr heißer Tag. Das hinderte die Allierten aber nicht, einen gewaltigen Luftangriff auf München zu starten. Gerade zu diesm Zeitpunkt arbeitete der Vater mit seinem ältesten Sohn in der Werkstatt hinter dem Haus. Neugierig geworden durch den Lärm verfolgten der Vater, mittlerweile mit zwei seiner beiden Söhnen, das Geschehen am Himmel, als eine Flakgranate in ihrer Nähe explodierte. Der Vater und der älteste Sohn wurden schwer von Splittern getroffen, wobei Sohn Martin sofort tot war. Der Vater überlebte zunächst. Die Feuerwehr trug ihn auf einer Leiter ins Haus. Über das Telefon beim "Alten Wirt", einer Gaststätte, rief man einen Arzt herbei. Bis dieser allerdings eintraf, verblutete der Vater an seinen Splitterwunden. Dem jüngsten Sohn, der ganz nahe bei seinem Bruder stand, passierte seltsamerweise nichts. Nach der Aufbahrung der Toten zuhause, wie damals üblich, beerdigte man beide auf dem Goldacher Friedhof und verewigte sie auf dem Kriegerdenkmal. Das Sterbebild, neben dem Soldatenfoto von Martin Deuter jun., dokumentiert nochmals den tragischen Schicksalschlag der Familie.

Martin Deuter jun. auf einem Soldatenfoto. Er war der eigentliche Hoferbe; er hätte ihn übernehmen sollen. So musste plötzlich und unerwartet sein jüngerer Bruder Johann diese Rolle übernehmen und mit der Mutter und seinen vier kleineren Schwestern den Hof weiterführen.                                           

 
Das Luftbild des Anwesens stammt aus dem Jahr 1955. Inzwischen war das Wohnhaus vergrößert worden. Hinter dem Wohnhaus der Stall mit dem Aufbau für den Heuaufzug. An der gegenüberliegenden Scheune schließt sich das Back- und Waschhaus an. Der Bauernhof ist umsäumt von Bäumen.

Im Jahr 1966 verunglückte ihre Schwester Magdalena Lamprecht tödlich an der Neuwirt-Kreuzung. Ein Jahr später hatte Ernestina Sumpser an der gleichen Stelle einen Unfall. Sie hatte Glück im Unglück und kam mit leichteren Verletzungen davon. Mutter Theresia verstarb 1974, Bruder Johann 1994.

Das Deuteranwesen existiert nicht mehr. Es wurde abgerissen. Im Jahr 2001/2002 entstand an der Stelle des Anwesens eine Wohnanlage, die auf dem nächsten Foto zu sehen ist.

Danksagung:

Wir danken Ernestina Sumpser zur Verfügungstellung der Fotos und der Geschichte ihrer Familie.

Recherchiert von Karl-Heinz Zenker

Hallbergmoos, 24. Mai 2016

 

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