Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Am 20. Juni 1948, einem Sonntag, trat die Währungsreform in Kraft. Damit wurde das Ende der fast wertlos gewordenen Reichsmark besiegelt. Jede Person in den drei Westzonen erhielt ein sogenann-tes Kopfgeld in Höhe von 40 Deutschen Mark gegen Abgabe von 60 Reichsmark. 20 DM sollten einen Monat später ausgezahlt werden.

Was war geschehen? Der vorangegangene 2. Weltkrieg, der mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939 seinen Anfang nahm, fand mit der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reiches am 8. Mai 1945, zumindest in Europa, sein Ende. Durch die Kriegsfinanzierung war ein erheblicher Geldüberhang entstanden, Lebensmittel gab es nur zu festgelegten Preisen über Lebensmittelkarten. Sonstige Güter erhielt man nur gegen zu beantragende Bezugsscheine. Durch die ungefähr 12 Millionen Flüchtlinge und Heimatvertriebene, die in den vier Besatzungszonen aufgenommen worden waren, verschärfte sich die Situation noch. Dazu war ein Großteil der Städte durch den Bombenkrieg zerstört, Millionen Soldaten gefallen und viele noch in Kriegsgefangenschaft. Nach Kriegsende gab es mit der Zigarettenwährung noch eine Zweitwährung und der Schwarzmarkt breitete sich zunehmend aus. Dazu musste man aber im Besitz von Tauschobjekten, also Wertgegenständen oder Zigaretten sein. Aus Erzählungen meiner Eltern ist mir noch geläufig, dass sie ihre Hochzeit Mitte Juli 1947 mit etlichen Stangen Zigaretten finanzierten, die mein Vater von seinem damaligen amerikanischen Chef erhalten hatte.

Wie funktionierte die Währungsreform am Sonntag den 20. Juni 1948, dargestellt an Hand der Unterlagen von Wikipedia, die mit Dokumenten von Oskar Hiller aus Hallbergmoos belegt werden können. Wie bereits eingangs erwähnt, erhielt jeder Deutsche am Sonntag den 20. Juni 1948 für 60 Reichsmark ein Kopfgeld von 40 DM. In Hallbergmoos erfolgte der Umtausch im alten Schulhaus, wie sich ein Zeitzeuge erinnert. Einen Monat später wurden weitere 20 DM in bar ausbezahlt. Die Bevölkerung wurde dazu am Freitag 18. Juni durch Rundfunk und über Aushänge über die anstehende Währungsreform und den Ablauf informiert. Anmerkung: da das Freisinger Tagblatt erst wieder 1949 erschien, fällt es als Informationsquelle aus. Ab 21. Juni 1948 wurde die DM alleingültiges Zahlungsmittel.

Umstellung der Reichsbanknoten (nach Wikipedia):

Bis zum Stichtag 26. Juni 1948 mussten alle natürlichen und juristischen Personen – ausgenommen die Geldinstitute – bei einer Hauptumtauschstelle der Abwicklungsbank ihr Baraltgeld abliefern und ihre gesamten Altgeldguthaben anmelden, sonst verfielen sie.

Dokument des abgelieferten Bargelds von Oskar Hiller bei der Sparkasse Freising

Dokument des abgelieferten Bargelds von Oskar Hiller bei der Sparkasse FreisingDas Dokument zur Ablieferung des Bargelds von Oskar Hiller bei der Sparkasse Freising ist in den Bilder links zu sehen. Die Ablieferung und Empfang durch die Stadtsparkasse Freising erfolgte am 22. Juni 1948, wie diese Dokumente belegen. Von meinem Vater liegt mir dasselbe Formular vor. Die weitere Vorgehensweise war wie folgt: Bei den natürlichen Personen wurde vom Gesamtgeld zunächst der neunfache Kopfgeldbetrag abgezogen. Das waren die DM 40 vom 20. Juni und die später ausbezahlten DM 20.

Sparbuch von Oskar HillerDies ist auf dem links abgebildeten Sparbuch von Oskar Hiller ersichtlich, wo 540 Mark (9x60) als verbraucht vom angemeldeten Bargeld abgezogen wurde. Der Rest wurde zu je 50% auf ein Freikonto und zu 50% auf ein Festkonto umgestellt. Der Umtauschkurs betrug dabei 1:10. Kurze Zeit später wurde das Festkonto aufgelöst, indem 70% seines Betrags vernichtet, 20% auf Freikonto und 10% auf ein Anlagekonto übertragen wurde. Letztlich ergab sich so ein faktisches Umstellungsverhältnis von 10:0,65. Das bedeutete, dass aus angemeldeten 100 Reichsmark 6,50 Deutsche Mark wurden. Dieser Umtausch kann auf dem Sparbuchauszug von Oskar Hiller nachvollzogen werden. Denn aus den nach Abzug der Kopfgeldrate von 540 RM verbliebenen 1925 Reichsmark waren nach dem Umtauschverhältnis von 1:10 DM 192,50 geworden, die zu je 50% mit DM 96,25 auf Frei- und Festkonto aufgeteilt worden. Zudem ist die 2. Kopfgeldrate mit DM 20 vom 23.9. vermerkt.

Sparbuch von Rosi StanglmaierDas nicht angemeldete Sparguthaben verfielen belegt das Sparbuch von Rosi Stanglmaier, im Bild rechts. Da die Eltern versäumten, die Beträge anzumelden, verfiel das Geld. Da stellt sich die Frage, wie viele Guthaben aus Sparbüchern aus den unterschiedlichen Gründen nicht angemeldet wurden.

Die Geldausgabe erfolgte in Scheinen zu ½, einer, zwei, fünf, zehn und zwanzig Mark. Diese Scheine waren in den USA gedruckt worden, zusammen mit 50- und 100 Markscheinen. Die Reichsmark-münzen bis zu einer Reichsmark behielten zunächst ihre Gültigkeit aber im Verhältnis von 1:10.

Was kaufte man sich von dem neuen Geld?

Dazu gibt es nur noch wenige Erinnerungen, da der Zeitpunkt der Währungsreform schon sehr lange zurückliegt. So kauften sich die beiden Mollschwestern zwei Berner Sennenhunde, Franz Haslauer Lebensmittel und die Mutter von Barbara Moll ein besonderes Tuch, an das sich ihre Tochter noch erinnert, da es ihre Mutter lange aufgehoben hat.

Weitere Währungsreformen in Deutschland:

Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 war nicht die einzige in Deutschland während der letzten 100 Jahre. Meine Großeltern, beide Jahrgang 1903, hatten bereits am 15. November 1923 eine Währungsreform nach vorangegangener Hyperinflation, miterlebt. Damals wurde aus 1 Billion(= 1000 Miliarden) Reichsmark eine Rentenmark. Knapp 25 Jahre später, wiederum nach einem Weltkrieg, folgte bereits die zweite Währungsreform. Danach folgte eine Erfolgsgeschichte der DM, die fast 54 Jahre dauerte.

Am 1. Juli 1990 folgte für die Bürger der damaligen DDR im Zuge der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion eine weitere Währungsreform. Damals wurden 4.000 Ostmark im Verhältnis 1:1 und darüber hinaus im Verhältnis 1:2 in DM umgetauscht. Damals wurden auch die Schulden im Verhältnis von 1:2 umgestellt.

Zum 1. Januar 2002 erlebten wir Bundesbürger dann eine Währungsumstellung zum Euro, wobei ein Euro im Verhältnis von 1,95583 zur DM umgestellt wurde. Dies war im Vergleich zu den drei Währungsreformen von 1923, 1948 und 1990 nur eine Umstellung, denn theoretisch ging kein Wert verloren, auch wenn das Gefühl der Bürger doch von einer Verteuerung ausging.

Fazit:

Viele Generationen von Deutschen erlebten in der Vergangenheit zwei Währungsreformen und das innerhalb von nur 25 Jahren. Im Extremfall erlebten ältere DDR-Bürger sogar drei Währungsreformen. Dabei ist fest zu halten, dass die neue Bundesrepublik 1949 durch die Währungsreform praktisch schuldenfrei startete.

Derzeitige Finanzsituation in der Bundesrepublik Deutschland:

Da die Bundesrepublik durch die Währungsreform von 1948 im Gründungsjahr 1949 praktisch schuldenfrei startete, soll hier in kurzer Form die derzeitige Finanzsituation in unserem Staat dargestellt werden. Als erste verfügbare Zahl bzgl. der Verschuldung wird zum 31. März 1950 eine solche von 9,6 Milliarden DM (www.haushaltssteuerung.de) angeführt. Die letzten verfügbaren Zahlen zum 31. Dezember 2017 gehen von einer Gesamtstaatsverschuldung von 1,965 Billionen € aus. Im Jahr 1990 betrug diese Verschuldung nur 540 Mrd €. Der Höchststand lag 2012 bei 2,068 Billionen €. Die Verschuldung am 31. Dezember 2017 teilt sich wie folgt auf: Bund 1,242 Billionen €, Länder 584 Mrd €, Gemeinden 137 Mrd € und Sozialversicherungen 434 Mill €. Diese Angaben stammen aus www.gold.de/staatsverschuldung-deutschland. Interessant auch die größten jahres-weisen Zunahmen der Gesamtverschuldung:

2009/2010: 316,7 Mrd €
1994/1995: 170,7 Mrd €
1991/1992: 86,9 Mrd €
1992/1993: 83,4 Mrd €
1989/1990: 63,6 Mrd €
1990/1991: 61,2 Mrd €

Dagegen war es dem damaligen Finanzminister Julius Schäffer von 1953 bis 1957 gelungen, einen sog. Juliusturm in Höhe von 8 Mrd DM aufzubauen.

Bei diesen Gesamtschulden von knapp 2 Billionen € ist zu berücksichtigen, dass bei Umschuldungen derzeit nur 0,5 % an Zinsen durch den Finanzminister zu zahlen sind. Wer erinnert sich in diesem Zusammenhang nicht an die Finanzierungsschätze, Bundesschatzbriefe und Bundesobligationen mit deutlich höheren Zinssätzen, deren Verkauf zum 1. Januar 2013 eingestellt worden ist. Die große Gefahr der gewaltigen Gesamtverschuldung liegt in steigenden Zinsen, denn so muss der Bund bei einer Erhöhung des Zinssatzes um 1% allein 12,4 Mrd € mehr an Zinsen bezahlen.

Derzeit schreibt der Bund seit Jahren die sog. Schwarze Null, was bedeutet, dass er keine neuen Schulden aufnimmt. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass augenblicklich Hochkonjunktur herrscht und sich die Zinsen auf einem historischen Tiefpunkt befinden. Zeitweise erhielt unser Finanzminister sogar Geld, wenn er neue Schulden aufnahm – die sogenannten Negativzinsen, derzeit 0,4 %. Da stellt sich die Frage, wie sollen die knapp zwei Billionen Schulden zurückgezahlt werden außer über einen neuerlichen Währungsschnitt. Schließlich liegt das gesamte private Geldvermögen in der Bundesrepublik bei ca. fünf Billionen €.

Forderungen der Bundesbank auf Grund von Target 2:

Mit Target 2 wird das Zahlungsverkehrssystem bezeichnet, über das nationale und grenzüber-schreitende Zahlungen in Zentralbankgeld schnell und endgültig abgewickelt werden. Dabei betrug der Saldo der Bundesbank zum 31. März 2018 923,466 Mrd €. Das bedeutet, dass Forderungen in dieser Höhe gegenüber anderen Ländern bestehen. Zum Vergleich im Dezember 2006 betrug dieser Saldo nur 5,398 Mrd €. Für diese Forderungen gibt es keine Sicherheiten und auch keine Zinsen. Zum Vergleich hatte Italien 433 Mrd €, Spanien 399 Mrd € und Portugal 83,1 Mrd € an Verbindlichkeiten (Stand Jan 2018) in diesem System.

Vereinfacht könnte man sagen, dass die BRD Forderungen über 923 Mrd € an andere Staaten hat und dafür in den Tresoren der Bundesbank Schuldverschreibungen liegen. Sicher auch auf unsere hohen Exportüberschüsse zurückzuführen.

Zusammenfassung:

Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 brachte für die Bürger einen enormen Geldverlust. Aus ursprünglichen 100 Reichsmark wurden DM 6,50. Der Staat hingegen entschuldete sich. Die Gesamtschuldenentwicklung der Bundesrepublik soll vor Augen führen, welcher Schuldenberg in den vergangenen 70 Jahren angehäuft worden ist. Ein Privatmann muss seine Schulden abbauen, sonst ist er irgendwann nicht mehr kreditwürdig und muss Insolvenz anmelden. Der Bund hat dagegen seine Schulden teilweise drastisch erhöht und zahlt selbst in Zeiten der Hochkonjunktur, wie seit inzwischen ca sechs Jahren, keine Schulden zurück. Dabei hat der Bund von 2008 bis 2015 seine Zinsausgaben um 13,2 Mrd € auf 27 Mrd € senken können. Im Etat für 2017 waren gerade noch 19,991 Mrd € angesetzt, was bedeutet, dass sich die Zinslasten innerhalb von zehn Jahren halbiert haben, obwohl die Verschuldung nicht sank. Wesentlichen Anteil hatte dabei die in den letzten Jahren von der europäischen Zentralbank verordnete Nullzinspolitik, die sogar zu Negativzinsen führte, ein Begriff, der bis vor Jahren gänzlich unbekannt war. Des einen Freud (Finanzminister Schäuble und Scholz) ist des anderen Leid (Privatpersonen etc durch die Nullzinspolitik).

Demgegenüber haben etliche Bundesländer und Gemeinden ihre Schulden abgetragen. So hatte Bayern 2017 nur noch Schulden über 16,974 Mrd €.

Wie sollen diese Schulden zurückgezahlt werden vor allem wenn die Zinsen wieder steigen? Diese Frage sollten wir uns stellen.

Karl-Heinz Zenker

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.