An der Kirche befindet sich eine Informationstafel als Teil des Geschichtsweg „Spuren unserer Vergangenheit“.

Mit diesem Sammelblatt soll die Baugeschichte der Herz Jesu Kirche Goldach bis zum Abriss der alten Kirche geschildert werden. Neben den beiden Ortschroniken zur 150- und 175-Jahrfeier von Herbert Feike und Manfred Hillen sollen noch etliche lebende Zeitzeugen zu Wort kommen, die im Sammelblatt meistens namentlich mit ihrer Schilderung zu Wort kommen. Daneben wurde ich wieder im Freisinger Tagblatt fündig, da Goldach kirchenseits bereits immer zur Pfarrei Hallbergmoos zählte.

Wie kam es zum Bau der neuen Kirche

Die alte Kirche in Goldach bestand im Wesentlichen aus einer alten Luftschiffhalle, die im Allgäu nach dem 1. Weltkrieg 1919 abgebaut und in Goldach wiederaufgebaut worden war. Die Halle war eine Holzkonstruktion, die um die Apsis und den Turm erweitert worden ist. Die Binderfachwerkkonstruktion hatte durch den sicher nicht problemlosen Wiederaufbau gelitten. Bolzen-und Nagelverbindungen, gemeinsam mit einer einsetzenden Holzfäulnis im Fundamentbereich zeigten im Laufe der Zeit eine nachlassende Bindersteifigkeit, sodass Verformungen der Konstruktion auftraten. Als Sicherungsmaßnahmen wurden Doppelspannglieder, am oberen Ende der äußeren Pfeilervorlagen quer durch den
Kirchenraum gespannt, angeordnet.

Dadurch entstand die Idee eines Neubaus neben der alten Kirche, die vom damaligen Expositus Bichler zielstrebig vorangetrieben worden ist. Das Foto zeigt Georg Bichler anlässlich seines 25-jährigen Priesterjubiläums 1963.

Nachdem die Grundstücksfrage mit Adolf und Ursula Börschlein in großzügiger Weise geklärt werden konnte, blieb noch die Frage der Finanzierung. Das Gotteshaus selbst, ohne Innenausstattung, finanzierte die Diözese. Die schwache finanzielle Ausstattung der Expositur erforderte eine landkreisweite Spendensammelaktion der Goldacher Bürger bis östlich der Kreisstadt Erding, teilweise bis nach Altötting. In Privatautos wurden jeweils bis zu vier Ministranten überwiegend ins Erdinger Holzland gefahren, wo sie etliche Spenden überwiegend in Form von Baumstämmen erhielten. Leni Schäfer erinnert sich, dass sie zusammen mit Grichtmeier Josef senior in Altenerding und Pretzen gesammelt haben. Dabei gab es in den Wohnhäusern von Altenerding meist 50 Pfennig bzw.DM 1.-, in Pretzen auf dem Land auch schon 5 oder 10 DM. Gesammelt wurde mittels Listen und die Spenden wurden mit Pfarrer Bichler abgerechnet. Anlässlich der Kirchenweihe wurden auch noch Spendenkarten mit Fotos zu DM 1.- ausgegeben, wie das nachstehende Foto zeigt.

Eine große Spende stellte das neue Geläut in Form von vier Glocken dar. Diese sind die

  • Herz Jesu Glocke mit 1.100 kg von Matthäus und Rosa Rottmeier
  • Mutter Gottes Glocke mit 650 kg von Heinrich und Angela Schröppel sowie Jakob und Ursula Moll
  • Bruder Konrad Glocke mit 350 kg von Alois und Maria Hartl
  • Josef Glocke mit 200 kg von Adolf und Maria Sedlmeier

Gegossen wurden die Glocken in der Gießerei Karl Czudnochowsky Erding. Der Transport erfolgte durch Heinrich Schröppel mit seinem neuen Traktor. Die feierliche Weihe nahm Domkapitular Delagera am 19. Juni 1960 vor. Das nächste Foto zeigt die neuen Glocken auf dem geschmückten Gespann (Foto Günther Rottmeier). Als Anlage 3 die Karteikarten zu den Glocken von der Glockengießerei, die mir freundlicherweise das Stadtmuseum Erding zur Verfügung stellte. Weiter Unterlagen sind nicht vorhanden.

Das Ausmalen der Taufkapelle stiftete Familie Sedlmeier Anton von der Gaststätte Neuwirt. Den Tabernakel stiftete Andreas Beer. Diese Aufstellung der Spender erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit, da sie auf Befragungen beruht. Gerne ergänze ich diese Aufstellung um weitere mir bekanntzugebende Spender.

Der Bau der Herz Jesu Kirche

Die Planung der Kirche wurde an den Münchner Architekten Böhm vergeben, nachdem er bereits erfolgreich einige Jahre zuvor die Kirche in Birkeneck geplant hatte. Max Kreilinger senior war bei der Echinger Baufirma Krimmer als Kranführer beschäftigt. Er machte seinen Chef auf die Ausschreibung der neuen Kirche aufmerksam. Die Firma Krimmer erhielt den Zuschlag und konnte im September 1959 mit dem Bau beginnen. Max Kreilinger hatte die Idee einen Kran innerhalb des Kirchenschiffes aufzustellen. Anderenfalls wäre es notwendig gewesen, zwei Kräne an den Außenmauern zu
positionieren, wozu aber der Platz fehlte. Wie Max Kreilinger berichtet, erteilte ihm sein Chef die Genehmigung nach seinem Vorschlag zu verfahren, wobei er aber skeptisch blieb, wie der Kran wieder aus dem Gemäuer herausgebracht werden könnte. Heutzutage ist das kein Problem, das besorgen riesige Autokräne. Damals musste Kreilinger den Kran durch das Eingangsportal ziehen, was gerade soeben gelang. Interessierter Zuschauer dabei sein Chef.

Die Fachwerkdachkonstruktion als Hänge/Sprengwerk wurde durch die Zimmerei Josef Mair aus Mintraching erstellt. Erfahrungen konnte die Firma Mair schon beim Neubau mehrerer Kirchen sammeln. So wurden die Dachkonstruktion und Holzdecken einige Jahre vorher, der Birkenecker Kirche sowie in Neufahrn und Garching erstellt. Voraussetzung für die Dauerhaftigkeit solcher weit gespannter Holzkonstruktionen war die Auswahl des Schnittholzes. Dieses sollte gerade gewachsen, nicht drehwüchsig mit wenig Ästen, möglichst in den Wintermonaten eingeschlagen, abgelagert und kerngetrennt sein, um eine fachgerechte Binderkonstruktion herstellen zu können. Nachdem Josef Mair auch ein Sägewerk in Mintraching betrieb, war die Auswahl der Baumstämme und das Schnittholz sichergestellt. Verleimtes Brettschnittholz war damals noch nicht bekannt. Franz Moll war zu dieser Zeit bei der Firma Mair beschäftigt und kann sich gut an die Abbundarbeiten und Montage erinnern, an denen auch Johann Tremmel mitarbeitete. Max Kreilinger berichtet, dass die Firma Krimmer nach Erstellung der Umfassungswände eine querlaufende Arbeitsbühne auf Höhe des Ringankers zur Montage der Binderkonstruktion für die Firma Mair erstellt hatte. Die abgebundenen Holzteile wurden über eine Seilrolle mit Hanfseil und Doppelwinde nach oben gezogen. Nach dem Zusammenbau der Binder wurden diese auf dem Ringanker verschoben und montiert. Der Neubau erhielt eine durchgehende Dachschalung mit Bitumenpappenabdeckung und Ziegeleindeckung. Auch Johann Neumüller war teilweise bei der Firma Mair
beschäftigt und half bei der Dachschalung und Holzdeckenmontage, für die der Innenraum des Kirchenschiffes völlig eingerüstet war. Im Frühjahr 1960 waren die Rohbauarbeiten fertiggestellt.
Die ortsansässige Baufirma Johann Rentz wurde mit den Innen-und Außenputzarbeiten im Frühjahr 1960 beauftragt. Zu dieser Zeit waren die maschinell zu verarbeitenden Fertigputze oder Mörtelförderpumpen noch nicht entwickelt. In der alten Putztechnik wurden mineralische, anorganische Bindemittel verwendet und mit den mineralischen Zuschlagstoffen wie Sand und Quarzsand in bestimmten Mischungsverhältnissen gemischt. Das Mischungsverhältnis von Bindemittel und Zuschlagstoff hat einen entscheidenden Einfluss auf die technischen und bauphysikalischen Eigenschaften wie Strukturbildung, Farbgebung, Witterungsbeständigkeit und dergleichen. Das wesentliche Bindemittel war der Lösch- oder Sumpfkalk mit Zusatz von hochhydraulischem Bindemittel. Mehrere Tage vor der Verwendung wurde der Löschkalk in großen Mörtelpfannen eingelöscht. Durch die fehlende maschinelle Unterstützung bei den Putzarbeiten war neben der sorgfältigen Putzherstellung auch der Materialtransport insbesondere bei den
hohen Gerüsten des Kirchturms eine große Herausforderung. Der Transport erfolgte über eine Seilrolle und Hanfseil bis auf Höhe des Kirchturmes von ca. 20 Meter in kraftvoller Handarbeit. Für den Innenputz kam als letzte Lage eine schwierig zu verarbeitendes gemahlenes Juramehl zur Verwendung. Im Sommer 1960 konnten diese Arbeiten abgeschlossen werden.

Die Vergabe von Handwerksleistungen lag im Interesse der Goldacher Kirchenverwaltung, sodass zahlreiche Arbeiten an heimische Betriebe vergeben wurden. Durch die Lehrwerkstätten des Jungendwerkes Birkeneck wurde unter dem Elektromeister Heinrich die Elektroinstallation ausgeführt. Die Kirchenbänke wurden in der Schreinerwerkstätte von Adolf Merkl gefertigt. Der Sattler Johann Schäffler belegte die Kniebänke mit einer Polsterung. In der Schmiedewerkstätte von Andreas Steinberger/Anton Bauer wurde das Kommunionbankgitter, auch Altarschranke genannt, gefertigt und montiert, was später der Neugestaltung des Altarraumes weichen musste. Auch der Glockenturm an der alten Friedhofkapelle wurde durch diesen Betrieb errichtet, wie Betty Schmiedmeier, geborene Steinberger berichtet. Das große Turmkreuz sowie vermutlich die Stahlprofilfenster des Kirchenschiffes wurden nach Erinnerung von Renate Neumair, geborene Mikesch, sowie Beteiligter durch die mechanische Werkstatt Georg Mikesch hergestellt
und montiert. Alle Malerarbeiten wurden durch die Lehrwerkstätte Birkeneck unter Leitung des Malermeisters Franz Sedlmeier durchgeführt.

Das Gemälde samt Mosaikarbeiten in der Apsis und Seitenaltar stammt vom Künstler Weingartner aus Pfaffenhofen, wie auch im Bericht des Freisinger Tagblatts vom 17.11.1960 vermerkt ist. Die Firma Rentz hatte dazu die notwendigen Gerüste zu erstellen und Beihilfe dem Künstler zu leisten. Herbert Kollmannsberger stemmte aus der fertigen Putzfläche Teilflächen wieder aus und setzte auf Anweisung des
Künstlers die farbigen Mosaiksteine ein.

Um die Fußkälte im Bereich der Kirchenbänke zu minimieren wurden asphaltgebundene Bodenplatten verlegt. Bewegungsflächen und Stufen wurden mit Solnhofer Juramaterial belegt. Franz Moll kann sich an das Hochziehen der Glocken mittels Seilrolle und Seil mit Doppelwinde erinnern.

Die feierliche Weihe der Herz Jesu Kirche am 20. November 1960

Zur Weihe der Kirche findet sich ein Bericht im Freisinger Tagblatt vom 21.11.1960, der als Anlage 2 beigefügt ist. Bei der Weihe waren etliche Ministranten beteiligt. Die Fotos der Anlagen 4bis 6stammen von den beteiligten Ministranten Günther Rottmeier und Fritz Gentzsch.

Abriss der alten Kirche

Kurze Zeit standen zwei Kirchen nebeneinander. Leider konnte ich dazu kein Foto finden. Der Abriss der alten Kirche erfolgte im Februar 1961 unter der Regie von Kirchenpfleger Jakob Moll, wie sein Sohn Benno berichtet. Er selbst half auch mit über eine Rutsche die Dachziegel zu entfernen, wobei sie am Ende der Rutsche abgefangen wurden, um wieder Verwendung zu finden. So veräußerte sein Vater, der Kirchenpfleger, fast alle Baumaterialien gegen eine Spende für die neue Kirche. Die Holzkonstruktion wurde durch Traktoren niedergerissen, da sich die Zimmerer nicht mehr auf die Konstruktion trauten. Dabei fand die Holzkonstruktion überwiegend Verwendung als Brennholz. Die Ziegelsteine und Bodenplatten fanden ebenfalls noch Bauherren im privaten Bereich, wie berichtet wurde. Damals wurde Nachhaltigkeit praktiziert ohne darüber zu reden, heute spricht man von Nachhaltigkeit ohne sie in weiten Teilen zu praktizieren. An der Stelle der alten Kirche entstanden vier Rasenfelder, wie sich Theo Schröckenbauer
erinnert, da er für längere Zeit das Mähen dieser Flächen zu besorgen hatte. In der Mitte stand ein Holzkreuz. Später erfolgten in diesem Bereich die Umbettungen aus dem abgesiedelten Franzheim.

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich bei den vielen Bürgern unserer Gemeinde bedanken, die mir bereitwillig Auskunft zum Sachverhalt dieses Sammelblattes gaben und mir auch ihre privaten Fotos zur Veröffentlichung zur Verfügung stellten. Besonders danke ich Matthias Rentz, der den ausführlichen und fachmännischen Baubericht erstellt hat. Ebenso gilt mein Dank dem Stadtarchiv Freising, das mir wie immer die Sammlung des Freisinger Tagblatts zur Verfügung stellte. Dem Stadtmuseum Erding sei gedankt, für die Kopien der Karteikarten der Glockengießerei Karl Czudnochowsky, die Bestandteil des Stadtmuseums sind.

Quellen

Berichte des Freisinger Tagblatts vom 17. und 21. November 1960 (Stadtarchiv Freising)
Herbert Feike, 150 Jahrchronik Hallbergmoos Seite135-140
Manfred Hillen, 175 Jahrchronik Hallbergmoos Seite 344-349
Stadtmuseum Erding, Glockengießerei Karl Czudnochowsky